Dienstag, 5. Mai 2020

Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung: Umdenken statt rumreden!

PETZE und Lebenshilfe Schleswig-Holstein fordern mehr Gleichberechtigung und Inklusion

Anlässlich des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung fordern die Lebenshilfe Schleswig-Holstein und das PETZE Institut für Gewaltprävention ein Umdenken in der Gesellschaft, das Menschen mit Behinderung endlich gleichstellt.

 

Vor dem Gesetz ist jeder Mensch gleich. Das reicht aber nicht, wenn es in der Realität anders aussieht.

Auch 10 Jahre nach der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention hat sich die Lebenssituation für Menschen mit Behinderung noch nicht ausreichend verbessert. Obwohl die UN-Behindertenrechtskonvention und das Bundesteilhabegesetz die vollständige Teilhabe an allen gesellschaftlichen Bereichen vorsehen, findet Partizipation nur in Ansätzen statt. Denn wo treffen wir Menschen mit Behinderungen in der täglichen Lebenswelt an? Auf der Arbeit? Beim Bummeln durch die Stadt? Beim Friseur? In den Medien?
Gleichberechtigt bedeutet, Menschen haben die gleichen Rechte – zu hohe Bürgersteige, zu kleine Türen, zu hohe oder tiefe Bahnsteige, keine Leichte Sprache, Werkstätten und Wohnorte außerhalb von Lebenswelten von Menschen ohne Einschränkungen, Diskriminierung – all das führt dazu, dass Menschen mit Behinderung ausgeschlossen werden, kaum sichtbar sind und seltener teilhaben an so „normalen“ Dingen.

„Es muss ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden und das passiert nicht, wenn man Menschen dort ausschließt, wo Gesellschaft gelebt wird – im Alltag, in den Medien, auf der Arbeit, beim Einkaufen“, so Ann-Kathrin Lorenzen, Projektleiterin der Ausstellung ECHT MEIN RECHT! – Selbstbestimmung und Schutz vor sexualisierter Gewalt für Menschen mit Lernschwierigkeiten.

„Menschen mit Behinderung haben ein dreifach erhöhtes Risiko sexualisierte Gewalt und Übergriffe zu erfahren. Klar, sie werden ohne Gewalterfahrungen schon nicht gesehen, wie dann erst, wenn sie versteckt werden oder sich schuldig fühlen? Täter*innen nutzen diese Situation aus. Fordern sie dann auch noch ihr Recht auf Sexualität ein heißt es: ‚Wo kommen wir denn da hin?‘ Das sind gesellschaftliche Einstellungen, die sich nicht ändern, wenn Menschen keinen Zugang zu Gesellschaft haben und als Randgruppe Außenseiter bleiben. Da stellt sich die Frage ‚werden Menschen mit Einschränkungen nicht erst durch andere behindert?‘. Wir können zum Mond fliegen, aber schaffen es nicht, gut miteinander umzugehen, Vielfalt zu leben und voneinander zu lernen?“, so Lorenzen weiter.

Als Beraterin der Lebenshilfe Schleswig-Holstein e.V. berät Ulrike Tofaute viele Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen. Das Recht auf Teilhabe in allen Lebensbereichen in seiner Unterschiedlichkeit und Vielfalt spielen dabei eine sehr große Rolle - und auch, wie viele Hürden es noch zu überwinden gilt! Sie beschreibt:

„Es stellt sich auch in meinen Beratungen immer wieder heraus, wie schwierig es für Menschen mit Behinderungen ist, wirklich teilzuhaben und die notwendigen Unterstützungsleistungen und Informationen dafür zu erhalten! Es ist ein Grundrecht, das nicht am Geld oder an der Haltung von Menschen scheitern darf! Ein Grundrecht, wofür wir uns alle einsetzen müssen - ein Recht dabei zu sein, mitzuwirken und als Teil der Gesellschaft einen Beitrag zu leisten - jeder Mensch auf seine Art. Ein sehr konkretes aktuelles Beispiel: Eine Frau mit Behinderung und ärztlichem Attest, dass sie keine Maske tragen kann, möchte mit dem Bus fahren und einkaufen gehen. Es ist klar geregelt, dass sie keine Maske tragen muss, weil sie durch ihre Einschränkung von der momentanen Maskenpflicht befreit ist. Zwei Busfahrer und eine Verkäuferin verweigern ihr den Zutritt. Sie akzeptieren nicht, dass sie durch ihre Einschränkung keine Maske trägt. Sie kann nicht teilhaben, obwohl es so einfach wäre. Eine Gesellschaft ist so vielfältig und bunt, wie sie es zulässt - und wie sich jede und jeder Einzelne auf die Vielfalt einlässt.“

 

Unter dem Motto ECHT GLEICHBERECHTIGT! haben die PETZE und die Lebenshilfe Schleswig-Holstein mit vielen Aktiven einen Videobeitrag erstellt, der unter https://youtu.be/o7Wdotc2fzA abgerufen werden kann. Im Video kommen Menschen zu Wort, die umgedacht haben und sich für Inklusion und Gleichberechtigung engagieren.

Wir bedanken uns bei allen, für die Gleichberechtigung ganz selbstverständlich ist und freuen uns auf eine emanzipatorische Zukunft.

Sie sind herzlich eingeladen, das Video weiter zu verbreiten und eigene zu drehen. Damit das Umdenken vorangetrieben wird, freuen wir uns, wenn Sie uns an info@lebenshilfe-sh.de Ihre Videos zusenden. Wir laden die Videos dann auf unseren YouTube-Kanälen hoch. Bitte schreiben Sie in Ihre E-Mail: "Mein Video darf im Internet gezeigt werden." und / oder unterschreiben Sie diese Einverständniserklärung. Jede Stimme zählt.

„Ich bin Luca Arnold. Ich kann nicht sprechen. Aber ich kann denken. Ich bin Autist. Ich finde Gleichstellung von Menschen mit Behinderung wichtig, weil alle Menschen gleich sind. Sie geben alle ihr Bestes auf Erden.“

 

Lebenshilfe Schleswig-Holstein e.V.

Kehdenstraße 2-10

24103 Kiel

V.i.S.d.P. Alexandra Arnold 

arnold@lebenshilfe-sh.de 

Telefon: 0431 66 11 80

 

PETZE-Institut für Gewaltprävention gGmbH

Dänische Straße 3-5

24103 Kiel

V.i.S.d.P. Ann-Kathrin Lorenzen 

ann-kathrin.lorenzen@petze-kiel.de 

Telefon: 0431 92 33

Ansprechperson

 

Alexandra Arnold

Kehdenstraße 2-10
24103 Kiel

Telefon: 0431 66 118 10
Fax: 0431 66 118 40

E-Mail: arnold@lebenshilfe-sh.de

 



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